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Lernen Sie Italienisch in einer Kleingruppe in lockerer Atmosphäre! Montags, 17:15-18:15 Uhr Ab dem 18. September 2017 Max. 8 Teilnehmer 10 Termine, 120 Euro La Scuola Toscana - Fedelhören 31 - 28203 Bremen www.lascuolatoscana.eu info@lascuolatoscana.eu Tel 0421 84749038
Wie jedes Jahr kommt in September CINEMA! ITALIA! Festival des italienischen Films nach Bremen.
In Toscana - Bremen
Das Kino Schauburg und das Kino Atlantis zeigen neue italienische Filme in Originalfassung mit Untertiteln. Eine perfekte Gelegenheit, das Hörverständnis der italienischen Sprache zu üben und etwas mehr über Italien zu erfahren.
Lieblingsitaliener
"Tschianti und Gnotschi? Ist nicht schlimm"
Giovanni M. ist Kellner in einem traditionell
neapolitanischen Restaurant. Warum er die Italienisch-Versuche seiner
Gäste nicht belächelt, sondern begrüßt, verrät er in einer weiteren
Folge der Serie "Wie ich euch sehe".
Von Carolin Gasteiger
In unserer Serie "Wie ich euch sehe"
kommen Menschen zu Wort, mit denen wir im Alltag zu tun haben, über die
sich die meisten von uns jedoch kaum Gedanken machen: ein Obdachloser,
eine Kontrolleurin, ein Pfarrer, eine Kassiererin. Sie erzählen, wie es
ihnen ergeht, wenn sie es mit uns zu tun bekommen - als Kunden,
Patienten, Mitmenschen. Diesmal beschreibt Giovanni M., was einen
Lieblingsitaliener ausmacht - und warum er Spaghetti Carbonara auch mit
Sahne serviert, wenn es sein muss.
"Wenn jemand einen "Tschianti" bestellt, "Latte Matschiato"
oder "Gnotschi", finde ich das nicht schlimm. Mich freut es, wenn die
Gäste in unserer Trattoria versuchen, Italienisch zu sprechen. Schon
dass Ihr euch darum bemüht, zeugt doch von Respekt und Wertschätzung.
Wenn ich nach Spanien fahre, versuche ich schließlich auch, Spanisch
zu sprechen.
Manchmal muss ich zwar ein bisschen lachen, aber das geht
euch umgekehrt ja auch so mit unserem Singsang. Und wenn es um
Aussprache geht, dürfen wir Italiener uns ohnehin nicht beschweren. Es
klingt bestimmt sehr lustig, wenn wir Deutsch sprechen und Wörter wie
Eichhörnchen einfach nicht richtig rausbringen.
Wenn Ihr in unseren Laden kommt, begrüße ich euch auf
Italienisch. Das gehört einfach dazu. Schließlich transportieren wir ja
nicht nur Pizza, sondern italienische Kultur - und dazu zählt nun mal
auch die Sprache. Würden wir nicht Italienisch sprechen, wäre das so,
als ob ein Kellner in einem bayerischen Wirtshaus nicht mehr Bayerisch
spricht. Da fehlt einfach ein Stück Kultur. Das ist in immer mehr
Lokalen so, ich finde das traurig.
Wie viel Show dann jeweils dazu kommt - in Form von wildem
Gestikulieren, Flirten oder Frotzeln der Kellner untereinander - das ist
Typsache und hängt davon ab, woher man kommt. Norditaliener sind
eindeutig anders als Sizilianer.
Leider sind viele von euch gestresst, das gehört scheinbar
schon fast zur deutschen Mentalität. Und das nicht nur, wenn Ihr in der
Mittagspause kommt und nach einer halben Stunde wieder wegmüsst - das
könnte ich ja verstehen. Manche wollen jedoch aus Prinzip schnell
bedient werden, schnell bestellen und schnell bezahlen. Als ob wir ein
Fast-Food-Restaurant wären. Aber mit "schnell, schnell" hat die
italienische Küche gar nichts zu tun. Wir sind Slow Food, durch
und durch.
Doch selbst wenn ihr euch Zeit lasst und zwei, drei Stunden
sitzenbleibt - wenn es ans Zahlen geht, muss das sofort passieren. Da
kommt das Deutsche wieder durch. Vier Stunden gemütlich essen, kein
Problem. Aber die S-Bahn in zehn Minuten dürft ihr auf keinen Fall
verpassen. Warum die plötzliche Hektik? In solchen Situationen wünsche
ich mir, dass Ihr uns früher Bescheid sagt. Dann können wir, gerade wenn
das Lokal voll ist, flexibler reagieren.
Einige meinen, die italienischen Gerichte kommentieren zu
müssen, selbst wenn sie keine Ahnung haben. Nehmen wir etwa Spaghetti
Carbonara. Diese Pasta bereiten wir mit Speck, Eiern und Pecorino zu.
Und zwar ohne Sahne! Oft beschwert Ihr euch dann, dass Ihr keine
Carbonara bekommen habt, weil der Schinken und die Sahne fehlen.
Klar, Geschmäcker sind verschieden. Aber das als falsch zu
kritisieren, finde ich unangemessen und unhöflich. Wir versuchen, echte
italienische Küche zu machen. Und die Carbonara wird in Italien nun mal
so zubereitet. Je mehr wir uns an den Geschmack der einzelnen Leute
anpassen, desto mehr verlieren wir unsere Tradition. Wenn Ihr allerdings
partout nicht auf die Sahne verzichten wollt, kriegt Ihr sie natürlich.
Aber dann solltet ihr bitte zuvor danach fragen.
Immerhin, beim Kaffee haben die Leute dazugelernt. Als ich
vor 25 Jahren hier anfing, hat im Lokal vielleicht einer nach dem Essen
einen Espresso bestellt, alle anderen: Cappuccino mit Sahne. Würde ein
Italiener nie trinken. Aber das ist auch eine Mentalitätssache. In
Italien schlürfen wir einfach schnell in der Bar einen Espresso, fünf
Sekunden, danke, ciao. In Deutschland hat Kaffeetrinken etwas mit
Unterhaltung zu tun, mit Hinsetzen und Sitzenbleiben. Da hilft ein
Espresso wenig. Doch in unserem Lokal geht es vorwiegend ums Essen,
weniger um den Kaffee.
Der Lieblingsitaliener ist bei den Deutschen immer der
Italiener um die Ecke. Wo man sich zu Hause fühlt und der Kellner die
Wünsche seiner Stammgäste kennt. Das Seltsame ist nur, dass jeder seinen
Italiener um die Ecke für den besten hält. So viele beste Italiener
kann es doch gar nicht geben! Und wenn der Italiener ums Eck die
Carbonara mit Sahne macht, denkt der Gast natürlich, das gehört so.
Auf diesem Wege verbreiten sich solche falschen
Vorstellungen. Wollen einige von euch jedoch etwas Neues ausprobieren
und fragen nach einer anderen Art Pasta oder einem besonderen Öl, freut
mich das. Solche Nachfragen zeigen, dass Ihr euch dafür interessiert und
zumindest ein bisschen auskennt - und nicht einfach
drauflos kritisiert.
Wenn ein Gast nervt, muss ich mich genau auf ihn
konzentrieren und versuchen, ihn zu beruhigen. Sonst wirkt sich das auf
alle anderen Gäste aus. An diesem einen komplizierten Gast zeigt sich,
ob ich meinen Job gut mache oder nicht. Generell muss ein guter Kellner
verstehen, was dem Gast schmeckt und was nicht. Und verstehen, wer sich
was leisten kann.
Manche von euch haben die ganze Woche zehn Euro für eine
Pizza zusammengespart. Das muss man honorieren. Andere, die 100 Euro
hier lassen, verdienen natürlich Aufmerksamkeit, schließlich sorgen sie
für Umsatz. Aber deswegen darf man die, die weniger zahlen, nicht
vergraulen. Das zu erfassen und sich entsprechend zu verhalten, ist
wirklich nicht einfach. Doch genau das macht es aus."